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Leadership by Game of Thrones

Wirksamer führen mit den Helden von Westeros

von Mark Hübner-Weinhold (Autor:in) Manfred Klapproth (Autor:in) Jörg Dommel (Illustrationen)
356 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch für Fans und Führungspersönlichkeiten.
Es schlägt eine Brücke zwischen der erfolgreichsten Fernsehserie aller Zeiten und umsetzbarem Praxiswissen für Ihren Führungsalltag.


Skrupellose Intrigen, blutige Schlachten, übernatürliche Feinde, wechselhafte Bündnisse, Loyalität und Verrat – die Protagonisten der Serie „Game of Thrones“ liefern die Grundlage für die in diesem Buch beschriebenen Kernelemente wirksamer Führung. So steht der Stratege Tywin Lennister archetypisch für einen autoritären Führungsstil, während sein Sohn Tyrion ein Meister situativer Führung und flexibler Kommunikation ist. Die Drachenkönigin Daenerys erliegt dem Macht-Paradox, Jon Schnee hingegen erhält Vertrauensmacht, obwohl er keine Krone anstrebt.

Das Autorenduo Mark Hübner-Weinhold und Manfred Klapproth analysiert die Strategien, die Erfolgsmuster und Fehlentscheidungen der wichtigsten Charaktere und vermittelt anhand zahlreicher Beispiele grundlegende Regeln von Führung und Macht für die berufliche Praxis.

Zielgruppe des Buches sind erfahrene und künftige Führungskräfte, die mehr über dieses Handwerk erfahren und ihr alltägliches Handeln reflektieren und verbessern wollen. Und natürlich die Fans von „Game of Thrones“: Sie können ihre Lieblingsserie, die Figuren und deren Handlungen aus überraschenden Blickwinkeln völlig neu entdecken. Hodor.

Reiten Sie Ihren Drachen!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Zum Inhalt:

Das Buch für Fans und Führungspersönlichkeiten. Es schlägt eine Brücke zwischen der erfolgreichsten Fernsehserie aller Zeiten und umsetzbarem Praxiswissen für Ihren Führungsalltag.

 

Skrupellose Intrigen, blutige Schlachten, übernatürliche Feinde, wechselhafte Bündnisse, Loyalität und Verrat – die Protagonisten der Serie „Game of Thrones“ liefern die Grundlage für die in diesem Buch beschriebenen Kernelemente wirksamer Führung. So steht der Stratege Tywin Lennister archetypisch für einen autoritären Führungsstil, während sein Sohn Tyrion ein Meister situativer Führung und flexibler Kommunikation ist. Die Drachenkönigin Daenerys erliegt dem Macht-Paradox, Jon Schnee hingegen erhält Vertrauensmacht, obwohl er keine Krone anstrebt.

 

Das Autorenduo Mark Hübner-Weinhold und Manfred Klapproth analysiert die Strategien, die Erfolgsmuster und Fehlentscheidungen der wichtigsten Charaktere und vermittelt anhand zahlreicher Beispiele grundlegende Regeln von Führung und Macht für die berufliche Praxis.

 

Zielgruppe des Buches sind erfahrene und künftige Führungskräfte, die mehr über dieses Handwerk erfahren und ihr alltägliches Handeln reflektieren und verbessern wollen. Und natürlich die Fans von „Game of Thrones“: Sie können ihre Lieblingsserie, die Figuren und deren Handlungen aus überraschenden Blickwinkeln völlig neu entdecken. Hodor.

 

Reiten Sie Ihren Drachen!

 

Wirksamer führen mit den Helden von Westeros

 

von
Mark Hübner-Weinhold
Manfred Klapproth

 

Illustriert von
Jörg Dommel

 

 

 

 

Verlag Franz Vahlen München

1Anstelle eines Geleitworts

„Es kommt nicht auf den Kritiker an. Nicht der Mann ist wichtig, der analysiert, wie der Starke strauchelt, oder der dem Tatkräftigen nachweist, wie er noch besser hätte handeln können. Der Ruhm gebührt dem Mann in der Arena, dessen Gesicht von Staub, Schweiß und Blut gezeichnet ist; der tapfer ringt; der sich irrt, der immer wieder scheitert, weil es keine Anstrengung ohne Fehler und Versagen gibt. Aber wer sich tatsächlich bemüht, die Taten zu vollbringen, wer die Begeisterungsfähigkeit kennt, die restlose Hingabe, wer sich einer würdigen Sache verschreibt,nur derjenige kann wirklich den Triumph einer großartigen Leistung ermessen. Er weiß aber auch, dass er scheitern kann, während er es wagemutig versucht hat, so dass er nie in einem Atemzug mit jenen teilnahmslosen und kleinmütigen Geistern genannt werden wird, die weder Sieg noch Niederlage je gekostet haben.“

Theodore Roosevelt in seiner Rede „Citizenship in a Republic“ am 23. April 1910

2

3Prolog

„Spielt man das Spiel um Throne,
gewinnt man oder stirbt.
Dazwischen gibt es nichts.“

Königin Cersei Lennister (1.07)

 

Die Serie ist zu Ende, lang lebe die Serie. Diese Abwandlung der alten französischen Heroldsformel „Der König ist tot, lang lebe der König” beschreibt die Gemütslage von Millionen Fans von Game of Thrones weltweit. Sie hatten den Sendestart der finalen achten Staffel seit Monaten herbeigesehnt, wollten wissen, wie es endet, aber sie wollten eigentlich nicht, dass es endet. Manche wollten auch nicht, dass es so endet. Doch nun ist es vorüber. Sendeschluss. Das Spiel um den Eisernen Thron von Westeros ist abgeschlossen, die letzte Folge ausgestrahlt, viele Fragen wurden beantwortet und so manche blieb offen. Etliche Helden und Schurken sind den Serientod gestorben, andere haben überlebt und gestalten nun eine ungewisse Zukunft. Und einige, wie Jon Schnee und Arya Stark, machen sich wieder auf die Reise.

Damit stellt sich die Sinnfrage: Gibt es ein Leben nach Game of Thrones? Ja. Selbst, wenn Sie sich heute vielleicht nur schwer vorstellen können (und es eigentlich auch kaum möglich ist), dass jemals wieder eine andere Serienwelt so komplex und faszinierend, so spannend und gnadenlos gut inszeniert sein wird. Auch wenn die beiden Serienmacher David Benioff und Daniel Brett Weiss ausgestiegen sind und bei Disney angeheuert haben, Home Box Office, kurz HBO, das New Yorker Unternehmen, das die weltweit erfolgreichste Fernsehserie ausgestrahlt hat, wird auf jeden Fall weiterhin Kult-Romane von George R.R. Martin verfilmen. Getreu dem Motto „Valar Dohaeris – Alle Menschen müssen dienen“ arbeitet die Produzentin Jane Goldman seit 2018 gemeinsam mit dem Schriftsteller intensiv an einem Ableger, der rund 5000 Jahre vor Game of Thrones spielen soll. Arbeitstitel: Blutmond. Seien Sie also gewiss: Der nächste Winter naht.

Doch Game of Thrones ist so reich und vielschichtig, dass sich nicht nur wiederholtes Ansehen jeder einzelnen Episode lohnt. Wer die Boxen mit den einzelnen Staffeln daheim im Regal stehen hat, weiß nun auch das üppige Bonusmaterial zu würdigen. 4Im Videoportal YouTube gibt es zudem Hunderte von zumeist englischsprachigen Analysen und Zusammenschnitten. Sie können mit Game of Thrones kochen und backen oder sich vom Reiseführer an die Orte des Geschehens begleiten lassen. Richtig tief und erkenntnisreich eintauchen lässt sich mit der Sekundärliteratur zur Serie: Literaten, Kulturwissenschaftler, Historiker, Philosophen, Psychologen, Verhaltens- und Hirnforscher haben die Welt von Westeros (und Essos) unter ihre fachliche Lupe genommen.

Kaum jemand jedoch hat bislang systematisch untersucht, wie Führung in Game of Thrones funktioniert. Denn im Kern geht es in der Serie um Macht. Und damit auch um Führung. Für uns bilden diese beiden Begriffe eine Symbiose. Macht bedeutet, andere Menschen in ihrem Denken und Handeln beeinflussen zu können. Macht wird entweder ergriffen oder verliehen. Dauerhaft bestehen kann Macht nur, wenn sie qua Amt und/oder Kompetenz durch wirksame Führung ausgeübt wird. Dass diese nach moralischen Maßstäben gut oder schlecht sein kann, dafür liefert uns Game of Thrones vitale Beispiele – von Ned Stark bis Daenerys Targaryen. Diese prallen Figuren sind es, die uns alle in den Bann ziehen. Vor unseren Augen entfaltet sich ein lebendiges Drama – mit Menschen voller Ehrgeiz und Tapferkeit, mit List und Tücke, Täuschung und Verrat, Liebe und Hass, Triumph und Scheitern. Unterm Strich also genau das, was wir täglich am Arbeitsplatz erleben. Gut, vielleicht weniger blutig und endgültig, aber den Typen und ihren Motiven begegnen wir auch im Berufsleben. Deshalb ist Game of Thrones auch ein Lehrstück, wenn Sie wissen wollen, wie Führung funktioniert.

Wir schließen mit diesem Buch eine Lücke – und schlagen gleichzeitig eine Brücke zwischen bester Fernsehunterhaltung und praktischem Führungswissen für den beruflichen Alltag. Unser Ziel ist es, Ihnen anhand von Game of Thrones Freiräume für Denkansätze zu eröffnen, die Ihnen helfen, sowohl die Helden der Serie als auch Ihre Kollegen und sich selbst aus neuen Perspektiven zu sehen. Wir betrachten Game of Thrones als 72 Stunden und 16 Minuten klug investierter Weiterbildung und liefern hiermit die passende Anleitung dafür. Wenn Sie also bereit sind, ein paar Stunden Lesezeit in dieses Buch zu investieren, werden Sie nicht nur zentrale Charaktere der Serie mit anderen Augen sehen, sondern können sogar von Daenerys, Jon, Tyrion & Co. lernen, selbst eine wirksamere Führungskraft zu werden. Dieser Praxistransfer für Ihre persönliche Entwicklung ist der Nutzwert, den wir Ihnen mitgeben werden. Versprochen!

Was erwartet Sie nun auf den nächsten gut 350 Seiten? In der Einleitung verneigen wir uns kurz vor dem Heiligen Gral der Fantasy-Literatur, Tolkiens „Herr der Ringe“, und vergleichen die beiden Sagas. Dann werden wir darlegen, warum die Drachen von Daenerys ein passendes Symbol für die moderne Arbeitswelt sind und warum Sie lernen sollten, Ihre eigenen Drachen zu reiten. Anschließend beleuchten wir, was Game of Thrones als Fernseh-Event so besonders macht, nämlich die einzigartig 5komplexe Art der Erzählung. Sie erfahren dann im zweiten Teil des Buchs, wie das universelle Grundmuster guter Geschichten aussieht und auf welche Heldenreisen die Hauptfiguren der Serie gehen. Im dritten Teil schlagen wir den Bogen zum Thema Leadership und erläutern Begriffe, Grundlagen und Kernaufgaben von Führung. Damit kennen Sie unser Verständnis wirksamer Führung und sind vorbereitet für den umfangreichen vierten Teil des Buchs: In sieben Kapiteln analysieren wir darin detailliert, wie die Charaktere in Game of Thrones entscheiden und handeln und warum Führung funktioniert oder scheitert. Je zwei Kernelemente wirksamer Führung haben wir in Teil 4 zu einem Kapitel gebündelt. Jedes Kapitel schließt mit der Rubrik „Praxisfragen für Führungskräfte“: Damit geben wir Ihnen ein Werkzeug an die Hand für Ihren Job als Führungskraft. Daneben finden Sie im gesamten Buch zahlreiche „Tipps von Tyrion“, die Ihnen weitere praktische Impulse geben sollen. Abgerundet wird das Buch mit einer Übersicht über die Staffeln und Episoden der Serie, einer Auflistung wichtiger Figuren und Darsteller sowie einem Verzeichnis ausgewählter Literatur zur Serie und zum Thema Leadership. Besonders stolz sind wir Autoren, dass der Illustrator Jörg Dommel unser Buch so einzigartig gestaltet und die Helden von Game of Thrones künstlerisch wiederbelebt hat.

Ein Konflikt, den jeder deutschsprachige Autor bei Game of Thrones zu lösen hat, ist die Namenskonvention. Haus Lannister oder Lennister? Greyjoy oder Graufreud? Ist King’s Landing die Hauptstadt oder Königsmund? Heißt Samwell Tarlys Freundin nun Gilly oder Goldy? Wir haben uns konsequent für die Varianten der deutschsprachigen Synchronisation entschieden. Das mag nicht jedem eingeschworenen Fan behagen - und klingt zugegebenermaßen manchmal seltsam -, doch ist diese eingedeutschte Version den allermeisten Lesern aus dem Fernsehen vertraut.

Damit ist zugleich auch geklärt, dass wir unsere Analyse ausschließlich auf die HBO-Serie gründen. Ein vergleichendes Wechselspiel zwischen der Fernsehserie Game of Thrones und dem zugrunde liegenden Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin hätte sicher seinen inhaltlichen Reiz, würde aber nicht nur den Rahmen dieses Buches sprengen, sondern Verwirrung stiften. Denn die Abweichungen zwischen Serie und Romanen sind von Staffel zu Staffel größer geworden. Sie müssen also die Romane nicht gelesen haben, um dieses Buch für Ihre persönliche Karriereentwicklung nutzen zu können. Wir gehen nur davon aus, dass Sie mit dem Inhalt der Fernsehserie vertraut sind. Hier spoilern wir erbarmungslos. Doch keine Sorge: Sie müssen weder alle Wappen und Stammbäume von Westeros kennen noch Hoch-Valyrisch beherrschen, um unserer Analyse folgen zu können. Hodor.

Falls Sie dieses Buch jetzt in den Händen halten sollten, ohne die Serie bislang gesehen zu haben, warnen wir Sie an dieser Stelle vor: Sie könnten in Kürze einem Verlangen zum Opfer fallen, das Sie mindestens 72 Stunden Freizeit kostet. Denn Game of Thrones macht süchtig. Wir kennen etliche Menschen, die solch ein Spektakel mit Rittern, Drachen und Zombies eigentlich gar nicht anschauen wollten, aber schon 6nach wenigen Episoden nicht mehr aufhören konnten. Und mit unserem Buch laden wir Sie nicht nur zur Reflexion über Führung ein, sondern animieren Sie auch zum wiederholten Anschauen von Szenen oder gar ganzen Episoden der Serie. Wer also nach oder während der Lektüre gern die angesprochenen Szenen noch einmal „live“ sehen will, kann sich an unseren Hinweisen wie in folgendem Beispiel orientieren: Erste Sitzung des Kleinen Rates mit Ned Stark (1.03) - das bedeutet Staffel 1, Episode 3. Und dann ist da noch die Sache mit der gendergerechten Sprache. Wir entscheiden uns gegen die sprachlichen Ungetüme der Diversität und priorisieren lieber die Lesbarkeit des Textes. Wenn wir also von „Führungskraft“, „Chef“ oder „Manager“ sprechen, schließen wir damit selbstverständlich alle Geschlechter mit ein.

Da wir das Manuskript wenige Wochen nach der Ausstrahlung von Staffel 8 abgeschlossen haben, konnten wir die Ereignisse der letzten Episoden noch berücksichtigen. In unserer Deutung der Charaktere hat sich dadurch allerdings wenig verändert. Dass Jon am Ende nicht den Thron besteigen wird und Daenerys stirbt, hatten wir tatsächlich vor dem Start der achten Staffel prognostiziert; nicht allerdings, dass Jon seine Geliebte töten würde. Vielleicht hätten wir doch der Roten Priesterin Melisandre besser zuhören sollen: In Jon Schnee glaubte sie Azor Ahai, den wiedergeborenen Krieger des Herrn des Lichts, zu erkennen. Demnach besagt eine alte Legende, dass eben dieser Krieger die Weißen Wanderer bezwingen wird, dazu aber seine Geliebte mit einem Stich ins Herz opfern muss. Doch Melisandre lag schon bei Stannis voll daneben, und immerhin ist es final Arya, die den Nachtkönig besiegt – und nicht Jon. Cersei hatten wir eher als Opfer von Arya oder sogar ihres verzweifelten Zwillingsbruders Jaime gewähnt, nicht aber von einem einstürzenden Altbau erschlagen. Bran hingegen war für uns ein sehr wahrscheinlicher Kandidat auf den Thron, gerade, weil er emotional so unbeteiligt wirkt, keinerlei eigene Ambitionen hat und daher weise regieren kann.

Überrascht waren wir von der Vehemenz der Reaktion zahlreicher Fans, die mit dem Ende nicht zufrieden waren und sogar eine Petition für eine Neuverfilmung der achten Staffel angestrengt haben. Wer sich wie wir als Autor mit Game of Thrones beschäftigt, kommt nicht umhin, das Ende der Serie einzuordnen. Dabei geht es vor allem um die Episoden 8.03 „Die lange Nacht“, 8.05 „Die Glocken“ und das Finale 8.06. Wir werden an dieser Stelle nicht die zahlreichen Diskussionen über Inkonsequenzen und logische Brüche im Drehbuch wieder aufwärmen; hier schwingen viele Emotionen und enttäuschte Erwartungen mit. Auch der vergessene Starbuck’s-Becher in 8.03 und die beiden Plastikflaschen in 8.06 sind hinreichend debattiert worden.

Machen wir uns nichts vor: Egal, wie die Serie alternativ ausgegangen wäre, es würde immer Millionen von Fans geben, die sich für ihre Helden ein anderes Ende gewünscht hätten. Eine Serie von derart emotionaler Sogwirkung erzeugt bei vielen hoch identifizierten und buchstäblich infizierten Fans eben auch zahllose Theorien und Wünsche, wie ein würdiger Abschluss sein sollte. Deren Enttäuschung, so analysierte 7Xaver Bitz in der Süddeutschen Zeitung, sei „allerdings weniger ein Problem dessen, was in der finalen Staffel geliefert wurde, als vielmehr ein selbstgemachtes. Die Erwartungshaltung ist schuld […] Jede winzige Aussage der Beteiligten wurde vermessen und durchleuchtet, jeder noch so kurze Teaser-Trailer in seine Einzelteile und deren Bedeutungen zerlegt. Natürlich ist da jetzt Enttäuschung. Wer alles vermisst, wer jede noch so abstruse Entwicklung antizipieren will, kann nicht mehr überrascht werden.“1 Produzent Dan Weiss kommentierte das entsprechend: „Wir wissen auch, dass eine bestimmte Anzahl von Leuten die beste aller möglichen Versionen hassen wird, egal, was wir tun, auch wenn es die optimale Version ist. Es gibt keine Version, zu der alle sagen: „Ich muss zugeben, ich stimme mit jedem anderen Menschen auf dem Planeten überein, dass dies der perfekte Weg ist, dies zu tun“ - das wäre eine unmögliche Realität, die es nicht gibt.“2 Insofern konnten die beiden Produzenten David Benioff und Dan Weiss am Ende eigentlich nur verlieren. Und zwar nicht so sehr, weil sie das Finale in den Augen vieler Zuschauer vergeigt haben, sondern viel mehr, weil es das Finale ist. Die Geschichte ist vorbei. Aus. Ende. Das Lagerfeuer, das acht Jahre lang die Seelen und Herzen der Fans gewärmt hat, ist erloschen.

Überzeugt sind wir allerdings, dass den Produzenten und Drehbuchautoren bereits ab Staffel 7 die Geduld ausgegangen ist, die Serie in angemessener Länge zu Ende zu erzählen. Das dürfte bei Staffel 8 auch an den fehlenden Romanvorlagen liegen; die Drehbuchautoren waren brillant im Adaptieren von Martins Ideen, aber nur begrenzt originell in der kreativen Weiterentwicklung. So fokussiert sich Game of Thrones vor allem in der finalen Staffel auf die visuell eindrucksvollen Szenen der Schlachten um Winterfell (8.03) und Königsmund (8.05), doch leidet die Charakterentwicklung an der zeitlichen Verknappung. Am Budget kann das nicht gelegen haben, denn der Sender HBO soll sich von den Produzenten sogar mehr Folgen für Staffel 8 gewünscht und entsprechendes Geld in Aussicht gestellt haben.3 Und mehr Sendezeit hätte den Charakterzeichnungen unserer Meinung nach wirklich gutgetan. Das zeigt sich insbesondere in den beiden Episoden 8.02 und 8.04, die von zahlreichen Dialogen getragen werden und so stark zum Verständnis von Motiven und Entscheidungen der Charaktere beitragen – so, wie es in den ersten sechs Staffeln der Standard der Serie war.

Trotz dieser Schwächen: Game of Thrones ist das Beste, was je an anspruchsvoller Fernseherzählung produziert wurde. Und die Serie bietet uns ein Füllhorn zeitloser und zugleich lebendiger Beispiele für wirksame Führung.

Das war’s mit dem Prolog. Auf nach Westeros.

9Teil 1: Was Game of Thrones so besonders macht

„Ein Löwe schert sich doch nicht
um die Meinung seiner Schafe.“

Lord Tywin Lennister (1.07)

Eine Verbeugung vor Tolkiens „Herr der Ringe“

In vielerlei Hinsicht ist „Das Lied von Eis und Feuer“ George R. R. Martins Verbeugung vor und Gegenentwurf zu John R. R. Tolkiens Epos „Herr der Ringe“. Der Eiserne Thron als Symbol der absoluten Macht ist das narrative Äquivalent zum Ring des dunklen Herrschers. Zwar hat der Thron nicht die bösartige Kraft des einen Rings, doch wer auf ihm sitzt oder nach ihm strebt, stirbt in Game of Thrones: Robert, Joffrey, Tommen, Cersei, Kleinfinger, Daenerys. Die dunkle Kraft beider Objekte wird nur durch das Feuer gebrochen, das sie geschmiedet hat – das ewige Feuer des Schicksalsbergs oder das Drachenfeuer. Vergleicht man die Figuren, so lassen sich ebenso spannende Parallelen ziehen, etwa von Jon Schnee zu Aragorn und Frodo, vom Nachtkönig zu Sauron, von Samwell Tarly zu Samweis Gamdschie – und Sean Bean als großer Kämpfer stirbt in der Rolle des Ned Stark ebenso wie als Boromir.

Martin hat nie einen Hehl aus seiner Verehrung für die Bücher von Tolkien gemacht. Gefragt, ob am Ende vielleicht alle seine Hauptfiguren sterben würden, erklärte Martin 2015 in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Observer“: „Es ist kein Geheimnis, dass Tolkien einen großen Einfluss auf mich hatte, und ich liebe es, wie er den Herrn der Ringe beendet hat. Es endet mit einem Sieg, aber es ist ein bittersüßer Sieg. Frodo ist nie wieder der Alte, und er geht später weg in die Unsterblichen Lande westlich des Meeres, und die anderen Leute leben ihr Leben weiter. Dass er am Ende das Auenland verlässt, ein genialer Einfall, den ich im Alter von 13 Jahren nicht verstanden habe […] Aber jedes Mal, wenn ich es lese, verstehe ich die Brillanz dieses Finales mehr und mehr. Ich kann nur sagen, dass das die Art von Ton ist, die ich anstreben werde.“1

Bevor Martin das Finale seiner Saga geschrieben hat, haben uns David Benioff und Dan Weiss ihre verfilmte Variante vorgeführt. Dabei haben sich die Serienmacher 10vermutlich stark an den Ideen orientiert, die der Schriftsteller ihnen für das Ende skizziert hat.2 Tatsächlich haben sich Benioff und Weiss ziemlich strikt an das gehalten, was Martin schon im „Observer“-Interview angedeutet hat: Es war ein bittersüßer Abschluss der Serie. Manche Zuschauer hat es überrascht und enttäuscht, dass nicht Jon am Ende der Regent der Sieben Königslande geworden ist. Schließlich erscheint der Heilige Jon als Idealbesetzung für diese Aufgabe: ehrlich, rechtschaffen, den Menschen zugetan, aber zugleich mit den Schrecken des Kriegs vertraut. In diesem Geist hat er seine zweite große Liebe Daenerys getötet, um die Reiche der Menschen zu schützen vor der pyromanischen Psychopathin auf dem Eisernen Thron. Verdient dieser Mann, der erst sein Leben und dann seine Liebe für die Menschheit geopfert hat, nicht die Königswürde? Wäre er nicht ein gerechter Monarch?

Auf den ersten Blick wäre Jon als Herrscher über Westeros eine klare Parallele zu Aragorn in „Der Herr der Ringe“. Auch Aragorns wahre Identität als Thronerbe wird viele Jahre geheim gehalten, um ihn vor Feinden zu schützen – ähnlich wie es Ned mit der Herkunft von Jon gehalten hat. Beide sind gefürchtete Schwertkrieger und kämpfen gegen einen übermächtigen Feind – der Nachtkönig hier, Sauron dort. Doch Aragorn regiert nach dem Sieg über Sauron schließlich die vereinigten Königreiche von Arnor und Gondor und darf seine Geliebte Arwen heiraten. Jon dagegen erdolcht Daenerys und lehnt die Königswürde ohnehin ab: „Ich will den Thron nicht. Das wollte ich nie.“ (8.05).

Details

Seiten
356
ISBN (ePUB)
9783800660629
ISBN (PDF)
9783800660629
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Oktober)
Schlagworte
Agilität Entscheiden Führungskompetenz Persönlichkeitsentwicklung Projektmanagement

Autoren

  • Mark Hübner-Weinhold (Autor:in)

  • Manfred Klapproth (Autor:in)

  • Jörg Dommel (Illustrationen)

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