Studieren lernen

VIIVorwort zur 6. Auflage

Die Erfahrungen über viele Jahre mit Studierenden, insbesondere mit Studienanfängern sowie die Erkenntnisse aus zahlreichen Vorträgen an Schulen zum Thema „Studieren lernen“ und aus einer seit drei Jahrzehnten durchgeführten studienpropädeutischen Veranstaltung „Studienmethodik/wissenschaftliches Arbeiten“ sowie sehr viele Gespräche mit Studieneinsteigern zeigen sehr deutlich, dass ein Hauptproblem in der Studieneingangsphase darin besteht, die mit einem Studium verbundenen Arbeiten und Aufgaben so zu koordinieren, dass sich schon frühzeitig die Motivation für ein Studium und ein entsprechender Starterfolg einstellen können. In diesem Zusammenhang fällt meist sehr deutlich auf, wie defizitär das Anfängerwissen und die studentischen Fähigkeiten sind, die eigene Lernarbeit ohne die lenkende Hand der Schule/Lehrer zu systematisieren und so zu koordinieren, dass die Voraussetzungen für effektives Studieren/geistiges Arbeiten gewährleistet werden. Defizite lassen sich dabei insbesondere im Bereich der Studierfähigkeiten, wie z. B. selbständige Studiengestaltung, Beherrschung wissenschaftlicher Arbeitstechniken, Zuhören, Mitschreiben, Lesen fachwissenschaftlicher Literatur, Arbeiten in Lerngruppen, Strukturierung von Wissen, u. v. m. beobachten, ferner mit Besonderheiten des Hochschullernens. Professoren erwarten insbesondere, so eine Studie des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, z. B. abstraktes, logisches, analytisches und strukturiertes Denkvermögen, selbständiges, selbstorganisiertes und diszipliniertes Lernen und Arbeiten sowie hohe Lern- und Einsatzbereitschaft, ferner Neugierde und Ausdauer.

„Die Weisheit besteht darin, dass man gelernt hat zu lernen“, so formulierte es schon Berthold Brecht. Dieses Buch möchte Ihnen beim Lernen, beim Studieneinstieg und während des Studierens einige anwendungsbezogene Denkanstöße organisatorischer, lernpsychologischer und auch pädagogischer Art bieten. Die Hauptarbeit hierzu müssen Sie aber selbst einbringen, denn Lernen/Studieren ist Arbeit, erfordert von Ihnen Fleiß, Energie, Engagement und Anstrengungen, um die verschiedensten Wissenschaftsgebiete kennenzulernen und zu erschließen sowie später zu beherrschen. Gerade in Bachelor- und Masterstudiengängen kommt noch ein besonderer Druck durch z. B. 4–6 geforderte Klausuren pro Semester dazu und die Regelung, dass eine Leistung nur zweimal wiederholt werden darf.

Studieren kann aber auch großen Spaß machen und Sie für Neues auch außerhalb des Lerngebietes motivieren und interessieren. Ihr Studium muss Ihnen ferner Freude machen, Interesse und Motivation vermitteln und Identifikation erzeugen. Dabei sind insbesondere Interesse und Neugierde wichtige Ressourcen für Studierfähigkeit, Studienzufriedenheit und Studienerfolg. Finden Sie hierzu frühzeitig eine ausgewogene Balance zwischen Ihren persönlichen Lebensbereichen und Ihrem Studium.

VIIIHalten Sie sich an eine Aussage von Wilhelm von Humboldt, der vor über 150 Jahren folgenden Satz prägte: „Der Schüler ist reif, wenn er so viel bei anderen gelernt hat, dass er nun für sich selbst zu lernen im Stande ist.“

Der Text dieses Buches lebt einerseits von inhaltlichen Redundanzen, denn die Wiederholung des Gelesenen ist ein wichtiges Lernprinzip und nur durch mehrmaliges Wiederholen von Tatbeständen und Erkenntnissen bleiben diese im Gedächtnis haften und finden Beachtung. Halten Sie es mit diesem lateinischen Satz: „Repetitio est mater studiorum“, die Wiederholung ist die Mutter des Studierens“, dessen Ursprung dem römischen Dichter Horaz zugesprochen wird. Andererseits lebt das Buch von Lebensweisheiten namhafter Persönlichkeiten zu einzelnen Tatbeständen, zur Verstärkung und geistigen Erhellung vieler Textabschnitte.

Ferner steht hinter mehreren Kapiteln der Zusatz „für Schnellleser“. Dies ist Wiederholung in kurzer Form dessen, was in diesem Kapitel ausführlicher beschrieben wurde und dient den Studierenden, die hierzu schon Erfahrungswissen mitbringen, als Erinnerung und als Merkhilfe bei mehrmaligem Lesen und zur Auffrischung. Ebenso sind eine Vielzahl von „Merke­hinweisen“ ausgewiesen, die Wesentliches zusammenfassend ausdrücken und nochmals pointiert Wichtiges wiederholen.

Für die Unterstützung zu diesem Buch danke ich besonders vielen Kolleginnen und Kollegen von Universitäten und Hochschulen sowie aufmerksamen Studierenden, die mir sehr häufig in Lehrveranstaltungen mündlich und schriftlich Anregungen und Hinweise für die didaktische Gestaltung dieses Buches sowie seiner Vorauflagen unter dem Titel „Studienmethodik – Selbstmanagement für Studienanfänger“ gaben. Die vorliegende kürzere Fassung ist mit wichtigen studienvorbereitenden und ein Studium bestimmenden Aufgaben angereichert. Mein Dank gilt auch meinen Kindern, Nina Schubert und Dr. Tobias Koeder, sowie Jonas Simon, einem Mitarbeiter, die mir aus Ihrer Studienzeit wesentliche Tipps und Hilfestellungen boten.

Ich wünsche mir von den interessierten Lesern dieses Büchleins kritisches Feedback, nur so können Sie helfen, Mängel zu korrigieren und zu beseitigen.