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Unternehmensweite Agilität

Wie Sie Ihr Unternehmen mit den Werten und Prinzipien von Agilität, Beyond Budgeting, Open Space und Soziokratie fit für die Zukunft machen

von Jutta Eckstein (Autor:in) John Buck (Autor:in) Martin Talamona (Übersetzung)
192 Seiten

Zusammenfassung

„(Die Autoren) untersuchen bekannte Methoden und Prozesse bis in die Tiefe, damit diese im Hinblick auf ein Gesamtunternehmen bestmöglich funktionieren. Durch die Kombination dieser Methoden zeigen sie verschiedene Wege zur modernen und agilen Führung eines Unternehmens auf. Sie kommen zur Erkenntnis, dass eine Kombination von gut aufeinander abgestimmten Methoden und guter Zusammenarbeit mehr bringt als jede Methode für sich allein.“
Anders Ivarsson, Spotify


Während sich Unternehmen in einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt wiederfinden, besitzen sie gleichzeitig keine übergreifenden Konzepte in Bezug auf ihre Strategien, Strukturen und Prozesse, um sich darin zurechtzufinden. Die Kluft zwischen den Anforderungen des Marktes und den Fähigkeiten der eigenen Organisation wird damit immer größer, und der Druck steigt. Der Leidtragende dieser Situation ist der Mensch, der einer kaum zu erfüllenden Erwartungshaltung gegenübersteht.

In erster Linie müssen die Unternehmen die finanziellen Interessen der Aktionäre erfüllen. Diese Ausrichtung kollidiert aber mit der notwendigen Fähigkeit eines Unternehmens, sich am rasanten technologischen Wandel und der Informationsflut auszurichten. Darüber hinaus herrscht Unklarheit darüber, wie das „Agile Manifest“ über die gesamte Organisation ausgeweitet werden kann. Mit der Verschmelzung von Agilität, Soziokratie, Beyond Budgeting und Open Space zu BOSSA nova entwickeln Jutta Eckstein und John Buck eine integrative und pragmatische Lösung, um eine „allgemeine Theorie“ der Agilität für das gesamte Unternehmen (und letztlich auch für die Gesellschaft) zu formulieren.

Die Werte und Prinzipien der vier Kernströmungen unterstützen dabei, eine Organisation robust für zukünftige Herausforderungen vorzubereiten:
  • Beyond Budgeting, weil es die notwendige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen aus finanzieller Sicht adressiert;
  • Open Space, weil es Leidenschaft und Verantwortung in einer Art und Weise einbringt, dass damit die Effektivität der anderen drei Methoden multipliziert werden kann;
  • Soziokratie, weil es Feedback in die gesamte Unternehmensstruktur integriert und die scheinbar widersprüchlichen Interessen von Aktionären und Kunden zusammenbringt;
  • Agile, weil es im Bereich der Softwareentwicklung und darüber hinaus erfolgreich und akzeptiert ist und eine besonders wichtige Rolle im Kontext der Digitalisierung, die nahezu allen Facetten der Geschäftswelt betrifft, spielt.
Über die Autoren:
Jutta Eckstein ist Coach, Beraterin und Autorin. Sie hilft Teams und Organisationen bei agiler Transformation und verfügt über Erfahrungen bei der Anwendung agiler Prozesse in mittleren und großen Unternehmen. Sie ist Mitglied der Agile Alliance, deren Board Jutta Eckstein von 2003 bis 2007 angehörte.

John Buck ist Präsident von GovernanceAlive LLC und Co-Direktor des Center for Dynamic Community Governance, Inc. Er hat einer Vielzahl von Unternehmen in zahlreichen Ländern geholfen, eine Synthese der neuesten Innovationen in den Bereichen Management, Lernen und kybernetisches Design zu implementieren. John arbeitet unter anderem mit dem Advanced Software Lab von Fujitsu zusammen, um Weaver zu entwickeln, eine Software, die das kollektive Gedächtnis unterstu?tzt und Meetings besser durchführen lässt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


9Einleitung

Geschwindigkeit ist zu einem Erfolgsfaktor in der Unternehmenswelt geworden. In einem sich immer schneller verändernden Markt müssen die Produkte immer individueller die Bedürfnisse der Kunden erfüllen, und zwar bevor die Konkurrenz die Nase vorne hat. Von der Branche und Herkunft unabhängig erkennen die meisten dieser Unternehmen darüber hinaus, dass Software zum disruptiven Element für das eigene Geschäftsmodell geworden ist. Aufgrund dieser veränderten Ausgangslage folgt meist der Ruf nach neueren, agileren Vorgehen in den Unternehmen bis hin zur Formulierung der „agilen Organisation“ als Leitbild.

Eine aktuelle Umfrage von McKinsey kam zu folgendem Ergebnis: „Die Transformation von Unternehmen, um unternehmensweite Agilität zu erreichen, steckt noch in den Kinderschuhen, führt aber zu einem positiven Ergebnis.“ (siehe McKinsey-Umfrage). Ferner ergab die Umfrage, dass die Unternehmen in der Agilität ein hohes Potenzial sehen. Für rund drei Viertel der Befragten zählt die unternehmensweite Agilität zu den Top 3-Prioritäten, weshalb sie in verschiedenen Organisationseinheiten Transformationsvorhaben gestartet haben.

Für IT-Projekte nutzen heute die meisten Unternehmen erfolgreich agile Vorgehen. Dies hat die Erfolgsquote von Softwareprojekten nachweislich und deutlich gesteigert. Unter anderem auch deshalb, weil diese Methoden flexiblere Produktentscheidungen während der Umsetzung erlauben. Mit dieser positiven Erfahrung versuchen nun viele Unternehmen, agile Konzepte auch außerhalb der Software-Entwicklung zu nutzen, meistens allerdings mit mäßigem Erfolg. Da diese Konzepte für die Entwicklung von Software ausgelegt sind und über Jahre permanent auf diesen Anwendungsfall optimiert wurden, scheitern sie an den Bedürfnissen anderer Bereiche. Als Beispiel sei ein Statusmeeting auf Vorstandsebene erwähnt. Dieser trifft sich, anstelle des bisherigen Board-Meetings, neu zu einem „Daily Stand-up“, bespricht dort aber nach wie vor denselben Inhalt, wodurch sich kaum etwas ändert.

Es ist nicht damit getan, einfach die Werkzeuge der agilen Methoden anzuwenden. Es geht vielmehr darum, die Konzepte dahinter zu verstehen und zu lernen, wie wir diese für die gesamte Organisation nutzbringend anwenden können. Nur so wird es möglich, die großen Vorteile der Agilität in die Unternehmenswelt jenseits der IT zu transferieren, ob es sich nun um eine Bank, einen Autohersteller oder eine Wohltätigkeitsorganisation handelt.

Notwendig ist eine ganzheitliche Sicht auf die Unternehmen, die keine Organisationselemente ausschließt. Mit diesem holistischen Blick stehen wir allerdings vor einer großen Herausforderung: Auf der einen Seite müssen wir agile Methoden auf das Gesamtunternehmen adaptieren und uns gleichzeitig als Unternehmen weiterhin erfolgreich in unserem Markt behaupten (oder zumindest überleben).

Beide Aspekte, die Bewältigung der aktuellen ökonomischen Herausforderungen und die Notwendigkeit, Agilität jenseits der IT zu leben, machen neue Ansätze zur Implementierung von unternehmensweiter Agilität notwendig.

10Bei der umfangreichen Recherche, die schließlich zu diesem Buch führte, haben wir viele Unternehmen kennengelernt, die auf ihre Art und Weise versuchen, diese Herausforderungen zu lösen. Von der Vielfältigkeit der Lösungsansätze waren wir überwältigt, und es ist unsere Intention, mit diesem Buch all diese Erfahrungen für viele weitere Unternehmen nutzbar machen.

BOSSA nova: Die Fusion verschiedener Entwicklungen

Bei der Arbeit zu diesem Buch schien uns zunächst die Kombination von Agilität und Soziokratie am mächtigsten. Bei genauerer Betrachtung offenbart diese Kombination aber deutliche Lücken, z. B. bei administrativen Unterstützungsfunktionen in Organisationen oder im Bereich der weichen Faktoren, also dem Menschen, seinem Verhalten im System und seiner Motivation. Mit der Anreicherung durch Beyond Budgeting und Open Space schlossen sich schließlich diese Lücken. Zusätzlich zu diesen vier großen Strömungen bezogen wir auch Werkzeuge und Methoden wie Design Thinking, Lean Startup, Human Systems Dynamics und Cynefin mit ein.

Als wir mit verschiedenen Experten aus den vier Strömungen Gespräche führten, erhielten wir deutliche Hinweise, weshalb sich die Unternehmen mit einer neuen Ausrichtung schwertun. Auf die Frage, wie die Experten die Herausforderungen der Unternehmen lösen, also im Wesentlichen unternehmensweite Agilität implementieren würden, erhielten wir fast ausschließlich Antworten aus dem jeweiligen Spezialgebiet der Experten:

  • Der Beyond Budgeting-Experte: „Hören Sie auf, das Jahresbudget zu fixieren. Sie berauben sich sonst der Möglichkeit, mit häufigen Marktveränderungen umzugehen.“
  • Der Open Space-Experte: „Um völlig neue Dinge herauszufinden, müssen Sie Platz schaffen für das, was sie nicht wissen und nicht kontrollieren können. Erst wenn Sie Menschen einladen, ihrer Leidenschaft zu folgen, werden Sie auf die schnellen Veränderungen am Markt reagieren können. Ansonsten werden die Leute einfach tun, worum sie gebeten werden.“
  • Der Soziokratie-Experte: „Sie müssen zuerst die Machtstruktur aufbrechen, denn solange Sie eine Hierarchie haben, die sich top-down definiert, können Sie nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagieren.“
  • Der agile Experte: „Sie müssen damit beginnen, sich durch regelmäßige Retrospektiven stetig zu verbessern (Inspect & Adapt), um flexibel zu bleiben und schnell auf den Markt reagieren zu können. Nur so können Sie vom Markt und ihrem eigenen Unternehmen lernen.“

Alle diese Perspektiven sind richtig, aber der Lösungsraum bleibt immer innerhalb der eigenen Disziplin. Sie implizieren damit auch, dass mit dem eigenen Framework ebenfalls die zugrunde liegenden Ziele der anderen Ansätze erreicht werden können. Selbst wenn das im spezifischen Anwendungsfall gelingt, verliert man trotzdem die Bereicherung, die die anderen Frameworks bieten.

11Was wir brauchen, ist eine ganzheitliche Sicht, die sich aus der Synthese dieser Strömungen ergibt. Diese Sicht auf die Dinge haben wir BOSSA nova getauft:

B = Beyond Budgeting
OS = Open Space
S = Soziokratie
A = Agilität

Der Begriff „BOSSA nova“ hat verschiedene Bedeutungen, die uns als sehr passend zu unserem Ansatz erschienen:

  • Aus dem Portugiesischen übersetzt bedeutet er „neue Welle“ oder „neuer Trend“. Wir sind davon überzeugt, dass die Synthese der vier Entwicklungen im übertragenen Sinn die Welle ist, die die Unternehmen brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
  • Es ist ebenfalls ein fröhlicher Musikstil, eine Verschmelzung von Samba und Jazz. Was wir in diesem Buch beschreiben, ist ebenfalls eine Fusion, eine Fusion von vier verschiedenen Ansätzen.
  • Vor allem aber ist es ein Tanzstil für Fortgeschrittene. Tanzen bedeutet, sich anzupassen – an die Musik und den oder die Tanzpartner. Tänzer reagieren auf die Umwelt (die Musik oder auch die anderen Tänzer) und beeinflussen diese gleichzeitig. Obwohl eine einzelne Person den BOSSA nova lernen und üben kann, wird er im Tanz zu einer komplexen Teamaktivität. Alles passt sich allem an und Anpassung bedeutet, dass man keinem Rezept mehr folgen kann. BOSSA nova ist nicht präskriptiv, sondern entsteht in der Situation als Ganzes und fließt mit derselben.

Der Start der Reise

Dieses Buch bietet kurze Zusammenfassungen der einzelnen Ströme, ohne allzu tief in die Details einzutauchen. Wer sich mit den Details weiter auseinandersetzen möchte, findet Verweise dazu im Anhang und dem Index. Die Ideen aus unserem Buch können Sie in Ihrem Unternehmen sofort anwenden, selbst wenn Sie bisher nur eine der vier Entwicklungs-Ströme kennen sollten. Alles, was es braucht, ist eine grundsätzliche Offenheit für das Ausprobieren, das Experimentieren, eine Fähigkeit, die den meisten Unternehmen über die Zeit leider abhanden gekommen ist. Es ist daher ein zentraler Bestandteil von BOSSA nova, diese Fähigkeit auf der Unternehmensebene wieder zurückzuerlangen.

Um die Verständlichkeit des Buches zu verbessern, haben wir den „Adaptive Action“-Ansatz (von Human Systems Dynamics, siehe Eoyang & Holladay) angewendet. Dieser basiert auf den drei Fragen „What?“, „So What?“ und „Now What?“.

Details

Seiten
192
ISBN (ePUB)
9783800659685
ISBN (PDF)
9783800659685
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Dezember)
Schlagworte
Agilität Lernen Organisationsmanagement Scrum Selbstorganisation

Autoren

  • Jutta Eckstein (Autor:in)

  • John Buck (Autor:in)

  • Martin Talamona (Übersetzung)

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