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Internationales Controlling

von Robert Rieg (Autor:in)
388 Seiten

Zusammenfassung

Dr. Robert Rieg ist Professor für Controlling und Interne Unternehmensrechnung sowie Prodekan für Forschung an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Aalen. Er ist Autor zahlreicher Fachveröffentlichungen zum Controlling und lehrt Internationales Controlling seit vielen Jahren.

Die aktuelle politische Diskussion um Zölle und Welthandel sowie das kritische Hinterfragen der Globalisierung und deren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft zeigen einmal mehr die große Bedeutung der internationalen Geschäftstätigkeit als auch die Herausforderungen für Management und Controlling.

Internationales Controlling behandelt Fragen der Führung und Steuerung internationaler Geschäftstätigkeit. Internationalisierung bedeutet für Unternehmen einen Schritt ins Ungewisse mit Chancen, Risiken und neuen Herausforderungen durch räumliche Distanz, kulturelle Unterschiede und höhere Komplexität. Welche Auswirkungen sich durch die Internationalisierung ergeben, wie Ziele definiert, Strategien entwickelt, Risiken abgeschätzt und Tochtergesellschaften im Ausland gesteuert werden können, wird in diesem Buch behandelt.

Aus dem Inhalt:
  • Werterzielung als strategisches Oberziel des Unternehmens
  • Internationalisierungsstrategien
  • Mergers & Acquisitions als ein wichtiger strategischer Hebel
  • Risikomanagement und Länderrisiken
  • Operative Steuerung im Konzern
  • Währungseffekte in der Planung und Kontrolle
  • Verrechnungspreise und Steuerplanung
  • Berichtswesen und Integrated Reporting

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorbemerkungen und Nutzung des Lehrbuchs

1Internationales Controlling

„[Internationales] Controlling ist das zentrale Instrument, mit dem einige wenige multinationale Unternehmen gewissermaßen unsere heutige Welt regieren.“[1]

Diese Aussage mag übertrieben scheinen, doch steckt ein wahrer Kern darin: wie sonst sollen Unternehmen mit zahlreichen Mitarbeitern, weltweit verteilten Standorten, Produkten und Dienstleistungen effizient und effektiv funktionieren, wenn nicht durch adäquate Führungs- und Organisationsinstrumente? Große Organisationen benötigen nicht nur technische, sondern auch soziale Innovationen. Das Rechnungswesen und die interne Steuerung durch Controlling-Instrumente sind solche Innovationen. Und sie sind erfolgreiche Innovationen, nutzen doch alle Unternehmen sie mehr oder weniger. Unternehmerischer Tätigkeit, die Landesgrenzen überschreitet, stellen sich dabei neue Herausforderungen, die eine Anpassung und Erweiterung der Führungsinstrumente nötig machen. Zu den Herausforderungen im internationalen Kontext gehören:[2]

  • Organisatorische Differenzierung:
  • International agierende Unternehmen bestehen oft rechtlich aus einer Muttergesellschaft mit einer Reihe von Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Die rechtliche Struktur wird überlagert durch die Aufbau- und Ablauforganisation zur Erbringung der Wertschöpfung. Hinzu kommt die Führungsstruktur, die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten widerspiegelt. Die räumliche Distanz führt zu gewissen „Fliehkräften“ innerhalb der Organisation, also Bestrebungen nach Unabhängigkeit, nach Berücksichtigung von lokalen Eigenheiten was wiederum eine zentrale Führung und Steuerung erschwert.
  • Komplexere Erfolgsmessung:
  • Die organisatorische Differenzierung weist bereits darauf hin, dass eine Zurechnung von beeinflussbarem Erfolg für eine Führungskraft schwieriger wird, wenn sich ihre Organisationseinheit in einem komplexen Geflecht von Leistungserbringung und Leistungsverwertung befindet. Im internationalen Kontext kommen weitere Aspekte hinzu: a) Schwankungen von Wechselkursen, die Ergebnisse und Bilanzposten verzerren, b) Inflation, die Erfolge nominal höher scheinen lässt, als sie real sind, c) unterschiedliche Konjunkturzyklen und Branchenentwicklungen in verschiedenen Ländern, die durch eine Führungskraft nicht beeinflussbar sind.
  • Beachtung rechtlicher, ökonomischer und kultureller Besonderheiten:
  • In obigem Punkt deutet sich schon an, dass man die Situation in verschiedenen Ländern berücksichtigen sollte und nicht alles über einen Kamm scheren kann. So bestehen oft schon zwischen Nachbarländern rechtliche und ökonomische Unterschiede als auch kulturelle Besonderheiten, die es zu beachten gilt.
  • Höhere Risiken:
  • Die Risiken für international tätige Unternehmen steigen durch die Unwägbarkeiten in verschiedenen Ländern, die für Unternehmen vor ihrer Internationalisierung nicht bekannt waren.
  • Internationale Konvergenz der Controlling-Funktionen und -Instrumente:
  • Geschäftspraktiken unterschieden sich von Land zu Land. Das gilt auch für Führungsinstrumente und Controlling. Die Ausbreitung internationaler Konzerne in andere Länder führt auch zur Ausbreitung und Implementierung ihrer Controlling-Instrumente. Verschiedene Studien zeigen eine Tendenz zur Angleichung des Controlling-Verständnisses und der Nutzung bestimmter Instrumente in verschiedenen Ländern.

Unter Controlling lässt sich dabei ganz Verschiedenes verstehen. In der Wissenschaft herrschen unterschiedliche Ansichten vor, wie Controlling herzuleiten und zu definieren ist. Hilfreich ist es auf jeden Fall, zwischen Controlling als Funktion und Controlling als Institution zu unterscheiden.[3] Controlling als Funktion beschreibt Zwecke und Aufgaben. Während sich hier aus theoretischer Sicht recht unterschiedliche Zwecke und Aufgaben finden, sind doch in der Praxis meist die Aufgaben Planung, Kontrolle und Informationsversorgung vorzufinden. Die meisten Autoren sehen diese Aufgaben als Führungsaufgaben an. Insofern wäre dann Controlling eine andere Aufgaben zusammenfassende Führungsaufgabe.

Controlling als Institution betrifft die organisatorische Ausgestaltung in Form von Controller-Stellen und -Abteilungen. In den zugewiesenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten spiegelt sich auch die Rolle wider, die dem Controller gegeben wird bzw. die er für sich reklamiert. Eine Institutionalisierung ist generell dann sinnvoll, wenn Controller das Management entlasten können und sie Spezialisierungsvorteile haben.[4]

Beides, funktionales und institutionales Controlling sind kontextabhängig. Der hier betrachtete Kontextfaktor ist die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit. Im Vordergrund steht daher die Ausgestaltung des Controllings in international tätigen Unternehmen.

2Aufbau und Besonderheiten des Lehrbuchs

Lehrbücher gibt es sehr viele. Um ein weiteres zu publizieren, sollte man daher gute Gründe haben. Ein erster Grund ist die weiterhin hohe internationale Verflechtung der Wirtschaft. So liegt das Export- und Importvolumen im Vergleich zur gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands bei jeweils etwa einem Drittel.[5] Viele Unternehmen weisen einen hohen Internationalisierungsgrad auf. Das gilt insbesondere für mittlere und große Unternehmen des Handels und der Industrie.[6] Ihre Verflechtung mit Gesellschaften im Ausland wirft besondere Führungs- und Steuerungsprobleme auf. Nicht zuletzt die räumliche, zeitliche und kulturelle Distanz schafft neue Risiken aber auch neue Chancen der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens. Das Internationale Controlling behandelt Fragen der strategischen und operativen Planung und Kontrolle bei internationaler Unternehmenstätigkeit.

Die Bedeutung der internationalen Unternehmenstätigkeit spiegelt sich auch in der Lehre an Universitäten und Hochschulen wider: es existieren an vielen Orten entsprechende Vorlesungen und Kurse, meist integriert in betriebswirtschaftlichen Studiengänge.[7] Material für solche Kurse ist jedoch in der Fachliteratur recht verstreut, weshalb ein zusammenfassendes Lehrbuch hier hilfreich erscheint.

Schließlich zeigt eine Literaturrecherche, dass es zum internationalen Controlling nur wenige Werke gibt. Eine Reihe von Handbüchern[8] und Sammelbänden[9] nimmt sich des Themas an. So bedeutsam diese als Nachschlagewerke und Informationsquellen für spezielle Fragen sind, so wenig eignen sie sich i.d.R. als Hilfsmittel für die Lehre. Spezifische Lehrbücher wurden von Hoffjan, Paul und Burger et.al. vorgelegt. Das Lehrbuch von Andreas Hoffjan[10] behandelt wichtige Themen des internationalen Controllings, ist jedoch nicht in der Struktur einer Vorlesung angelegt. Das Lehrbuch von Joachim Paul[11] konzentriert sich auf einzelne Themen des Beteiligungs- und Konzerncontrollings und nimmt damit eine andere Perspektive ein. Das gilt auch für das umfangreiche Werk von Anton Burger et.al., dessen Autoren entlang des Beteiligungsprozesses Fragen der Bewertung und Steuerung erläutern.[12]

Das vorliegende Lehrbuch ist gedacht für einen einsemestrigen Kurs mit in der Regel zwei Vorlesungs- und zwei Übungsstunden, also in Summe vier Semesterwochenstunden. Dieser Kurs könnte am Ende eines Bachelor-Studiums als Schwerpunktveranstaltung stattfinden oder innerhalb eines entsprechenden Master-Studiengangs, der sich mit Controlling, Finanzierung und Rechnungswesen beschäftigt. Das Thema Internationales Controlling ist kein Thema für eine Anfänger- oder Überblicksveranstaltung zur Unternehmenssteuerung. Es setzt bereits bestimmte Kenntnisse voraus. Dazu zählen: Kosten- und Leistungsrechnung, Grundlagen des Controllings sowie Investition und Finanzierung. Wünschenswert, aber nicht Voraussetzung, wären weiterhin Kenntnisse der Probleme internationaler Unternehmensführung.

Einige Aspekte unterschieden das vorliegende Lehrbuch von anderen am Markt:

  • Eine Orientierung der Kapitelstruktur am Vorlesungsrhythmus von ca. 14 Wochen, sodass jedes Kapitel in der Regel an einem Vorlesungstermin abgehandelt werden kann. Die Zusatzmaterialien für Dozenten umfassen auch Vorschläge für konkrete Lehrpläne, die neben den Lehrbuchkapiteln weitere Übungen, Folien usw. enthalten.
  • Die Kapitelinhalte verbinden die Erkenntnisse der Wissenschaft mit praktischen Anwendungen und Beispielen. Damit soll die Einsicht in theoretische Ausführungen gestärkt werden. Gleichzeitig wird auch auf in der Wissenschaft kontroverse Diskussionen hingewiesen: Wissenschaft ist nicht ein fertiger Wissensbestand, sondern entwickelt sich. Da gilt beispielsweise für die Unternehmensbewertung und Modelle zur Kapitalkostenbestimmung wie das Capital Asset Pricing Model (CAPM).
  • Ein Schwerpunkt liegt in der Erläuterung und Anwendung quantitativer Methoden. Nicht zuletzt deshalb, da Unternehmen mit quantitativen Zielen geführt werden und Manager und Controller diese kennen und beherrschen sollten. Ziel ist es, das Verständnis der Zusammenhänge über das Beherrschen der Rechentechnik zu erlangen, nicht das Rechnen um des Rechnens willen.

3Vom effektiven Lernen

Wie Studierende lernen wird vermutlich vor allem durch Nachahmung und Gewöhnung bestimmt: Studien zeigen, dass es bestimmte „übliche” Lernstrategien gibt, wie etwa das wiederholte Lesen, Textteile mit Textmarkern hervorheben oder ein Thema ausführlich durcharbeiten bevor man zum nächsten übergeht. Alle diese Vorgehensweisen fühlen sich für Studierende gut an, sind leider jedoch kaum effektiv![13]

„Learning is an acquired skill, and the most effective strategies are often counterintuitive (…) Many teachers believe that if they can make learning easier and faster, the learning will be better. Much research turns this belief on its head: when learning is harder, it‘s stronger and lasts longer (…) Rereading textbooks [or slides] is often labor in vain. (…) Rereading has three strikes against it: it is time consuming. It doesn‘t result in durable memory. And it often involves a kind of unwitting self-deception, as growing familiarity with the text comes to feel like mastery of the content“.[14]

Effektive Lernstrategien, die in zahlreichen wissenschaftlichen Studien entwickelt und getestet wurden, erscheinen eventuell nicht eingängig. Insbesondere erscheinen sie vermutlich auch anstrengender. Doch genau das ist der Punkt: ohne Anstrengung und Mühen lernt man nicht. Nur was einen fordert, wird auch verstanden und gelernt. Die eigene Motivation steht daher am Anfang: ohne sie wird jedes Lernen so mühsam, dass man schnell aufgibt. Die Motivation sollte natürlich zunächst von der Sache heraus kommen. Sie wird oft verstärkt durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen sowie allgemein auch dadurch, dass man sich mit einem Thema beschäftigt und so das Interesse steigt. Hinzu kommen die eben schon angesprochenen wissenschaftlich geprüften und als effektiv erkannten Lernstrategien. Im Einzelnen sind dies:

  • Regelmäßiges Testen des eigenen Wissens und Verständnisses: nur durch Überprüfen des eigenen Wissensstands erkennt man, wie weit man ist und was noch zu tun ist. Weiterhin fördert das Testen auch die Erinnerung an den Lernstoff und festigt ihn damit.
  • Zeitliche Streckung von Tests: es empfiehlt sich Tests nicht nur unmittelbar nach dem Lernen eines Sachverhalts durchzuführen, sondern auch mit einigem zeitlichen Abstand. Damit muss man sich zur Erinnerung mehr anstrengen, festigt aber das Gelernte oder erkennt wo noch Lücken sind.
  • Durchmischen verschiedener Themen und Probleme: eine typische und leider ineffektive Strategie ist, sich mit einem Thema sehr intensiv über längere Zeit zu beschäftigen um dann erst mit dem nächsten zu beginnen. Es hat sich aber gezeigt, dass der Wechsel von Themen und das Durchmischen von Themen und Fragestellungen zu besserem Lernen führen. Man muss damit sich flexible Erinnerungsstrategien aneignen und lernt, auf unterschiedliche Fragen schneller und besser einzugehen.
  • Vertiefte Beschäftigung: Ziel sollte es sein, das Verstehen und Anwenden zu fördern und nicht das Auswendiglernen. Letzteres ist bei den vorliegenden Themen des Lehrbuchs sowieso kaum möglich. Durch die Anwendung, durch die intensive Diskussion der Themen festigen sich die Sachverhalte besser.
  • Unbekannte Probleme erst selbst zu lösen versuchen: die Anstrengung, sich mit neuen, bisher unbekannten Problemen zu beschäftigen, fördert das Lernen nachweislich.
  • Objektive Rückmeldung über Lernstand: da Selbsteinschätzungen in die Irre gehen können und, wie oben erwähnt, das mehrmalige Lesen eines Lernstoffs die Illusion des Wissens erzeugen können, ist es wichtig, objektive Rückmeldung zu bekommen. Dies kann durch Probetests, Abfragen durch Lernpartner oder ähnliches erfolgen.

4Didaktische Hilfsmittel und ergänzende Materialien

Das Lehrbuch beinhaltet folgende didaktischen Hilfsmittel:

  • Lernziele stehen am Beginn jedes Kapitels.
  • Diskussionsfragen finden sich im Text, um die vertiefte Beschäftigung anzuregen.
  • Definitionen wichtiger Begriffe werden hervorgehoben.
  • In jedem Kapitel finden sich Informationen zum aktuellen Stand der Wissenschaft wie bspw. zu empirischen Studien.
  • Hinweise auf schwierige oder umstrittene Fragen, bei denen die eigene Urteilsfindung gefragt ist, finden sich ebenfalls in den Kapiteln.
  • Zu jedem quantitativen Verfahren werden entsprechende Beispielrechnungen im Detail erläutert und durchgeführt.
  • Weiterführende oder ausführliche Materialien finden sich auf der Webseite des Verlags und werden mit dem Hinweis „Online-Material“ markiert.

Für Dozenten sind folgende Hilfsmittel über die Webseite des Verlags erhältlich:

  • Vorschlag für ein Curriculum mit weiteren Hinweisen zu passenden Fallstudien und Prüfungsformen
  • Folien zu den einzelnen Kapiteln
  • Übungsaufgaben mit Lösungen je Kapitel

Des Weiteren erscheint ein separates Arbeitsbuch zum Internationalen Controlling, das eine Vielzahl weiterer, auch umfangreicher Aufgaben und Übungen enthält, die bspw. für Klausuren verwendbar sind.

Literaturverzeichnis

Becker, Wolfgang/Ulrich, Patrick (Hrsg.) [2016]: Handbuch Controlling : Mit 190 Abbildungen und 20 Tabellen, Wiesbaden: Springer Gabler, 2016

Brown, Peter C./Roediger, Henry L./McDaniel, Mark A. [2014]: Make it stick : The science of successful learning, Cambridge, Mass.: The Belknap Press of Harvard Univ. Press, 2014

Burger, Anton/Ulbrich, Philipp/Ahlemeyer, Niels [2010]: Beteiligungscontrolling, 2., vollst. überarb. und aktualisierte Aufl., München: Oldenbourg, 2010

Denk, Christoph/Feldbauer-Durstmüller, Birgit (Hrsg.) [2012]: Internationale Rechnungslegung und internationales Controlling, Wien: Linde, 2012

Dunlosky, J. u. a. [2013]: Improving Students' Learning With Effective Learning Techniques: Promising Directions From Cognitive and Educational Psychology, in: Psychological Science in the Public Interest 14 (2013), S. 4–58

Funk, Wilfried/Rossmanith, Jonas [2011]: Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling : Herausforderungen - Handlungsfelder - Erfolgspotenziale, 2., überarbeitete Aufl., Wiesbaden: Gabler Verlag / Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, 2011

Hoffjan, Andreas [2009]: Internationales Controlling, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2009

Kranzusch, Peter/Holz, Michael [2013]: Internationalisierungsgrad von KMU: Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, Bonn, 2013

Littkemann, Jörn (Hrsg.) [2009a]: Beteiligungscontrolling. Ein Handbuch für die Unternehmens- und Beratungspraxis : Band I: Grundlagen sowie bilanzielle, steuerliche und sonstige Aspekte des Beteiligungscontrollings, Bd. 1, 2., Aufl, Herne, Westfalen: Neue Wirtschafts-Briefe, 2009

— (Hrsg.) [2009b]: Beteiligungscontrolling. Strategische und operative Unternehmensführung im Beteiligungscontrolling, ein Handbuch für die Unternehmens- und Beratungspraxis / hrsg. von Jörn Littkemann ; Bd. 2, 2., vollst. überarb. und erw. Aufl., Herne: nwb Verl. Neue Wirtschafts-Briefe, 2009

Macintosh, Norman/Quattrone, Paolo [2010]: Management Accounting and Control Systems. An organizational and sociological approach, Chichester, UK: John Wiley & Sons, 2010

Paul, Joachim [2014]: Beteiligungscontrolling und Konzerncontrolling, Wiesbaden: Springer Gabler, 2014

Scherm, Ewald/Lindner, Florian [2016]: Controlling-Konzeptionen in der Unternehmenspraxis, in: Wolfgang Becker/Patrick Ulrich (Hrsg.) Handbuch Controlling : Mit 190 Abbildungen und 20 Tabellen, Wiesbaden: Springer Gabler, 2016, S. 25–44

Weber, Jürgen/Schäffer, Utz [2014]: Einführung in das Controlling, 14., überarb. und aktualis. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2014

[1]Frei übersetzt nach Macintosh, N./Quattrone, P., 2010, S. 4, Im Original: „Management accounting and control systems are the principal means by which a few meganational enterprises virtually rule our contemporary world.”

[2]Vgl. hierzu Hoffjan, A., 2009, S. 13ff.

[3]Vgl. hierzu und nachfolgend Scherm, E./Lindner, F., 2016, S. 41.

[4]Vgl. dazu Weber, J./Schäffer, U., 2014 Kapitel 1, S. 14–17.

[5]Zu diesen Statistiken vgl. bspw. Statista (Hrsg.): Außenhandel von Deutschland – ein Statista-Dossier. Nov. 2016.

[6]Vgl. Kranzusch, P./Holz, M., 2013.

[7]Stellvertretend für viele sind das die Universitäten Dortmund, Hagen und Münster sowie die Hochschulen Bremen, Hamburg, Ludwigshafen, Wismar und Worms.

[8]Vgl. die beiden Bände Littkemann, J., 2009a und Littkemann, J., 2009b.

[9]Vgl. Funk, W./Rossmanith, J., 2011; Denk, C./Feldbauer-Durstmüller, B., 2012.

[10]Vgl. Hoffjan, A., 2009.

[11]Vgl. Paul, J., 2014.

[12]Vgl. Burger, A./Ulbrich, P./Ahlemeyer, N., 2010.

[13]Vgl. hierzu und nachfolgend Dunlosky, J. u. a., 2013 und Brown, P. C./Roediger, H. L./McDaniel, M. A., 2014.

[14]Brown, P. C./Roediger, H. L./McDaniel, M. A., 2014, S. 2, 9, 10.

1Controlling und Controller

„Controlling ist eine bedeutende Praxis ohne bedeutende Theorie“

(Alfred Kieser)[1]

Lernziele

Nach der Bearbeitung dieses Kapitels sollten Sie in der Lage sein,

  • die Gründe für die Vielfalt an Controllingdefinitionen zu verstehen,
  • die wesentlichen in der Literatur vertretenen Controllingkonzepte in ihren Grundzügen beschreiben zu können,
  • die in diesem Buch vertretene Controllingsicht nachvollziehen und kritisch diskutieren zu können,
  • Controlling als Funktion (Unternehmenssteuerung) verstehen sowie
  • die Begründung für Controlling als Institution (Controllership) nachvollziehen können.

 

1.1Controlling – zwischen praktischer Relevanz und theoretischer Unschärfe

Controller sind erfolgreich. Zumindest wenn man die zunehmende Zahl an Stellenangeboten heranzieht und die weite Verbreitung des Controllings in betriebswirtschaftlichen Studiengängen betrachtet. Controller sind in der Praxis offenbar nicht mehr wegzudenken; gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird der Ruf nach ihnen lauter.

Die wissenschaftliche Diskussion darüber, was Controlling ist oder sein sollte und was Controller tun sollten, ist jedoch trotz des Erfolgs in der Praxis nicht zu einem Ende gekommen. Es ist daher wichtig zu verstehen, was unter Controlling verstanden werden kann und welche Konsequenzen sich daraus für Aufgaben und Personen im Unternehmen ergeben.

Dazu zunächst ein kurzer historischer Abriß: In der öffentlichen Verwaltung existierte bereits vor mehreren hundert Jahren das Tätigkeitsfeld des Controllers. So finden sich Hinweise auf Stellen eines „Contre-rouleurs“ oder „Comptrollers“ in den Finanzverwaltungen Frankreichs, Großbritanniens und der USA. Sie dienten der Überwachung und Verwaltung staatlicher Haushalte. Heute würde man dazu eher Revision oder Rechnungshof sagen.[2]

In der Privatwirtschaft tauchten Controller erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts in amerikanischen Eisenbahnunternehmen auf. Die zunehmende Größe der Unternehmen, verbunden mit komplexeren Finanzierungsformen und dezentralen Führungsstrukturen stellte das Rechnungswesen vor schwierige Probleme.[3] Zu ihrer Lösung ging man dazu über, für spezielle Aufgaben der finanziellen Steuerung neue Positionen zu schaffen, die sich mit der Überwachung und dem richtigen Einsatz finanzieller Mittel beschäftigten. Eine weite Verbreitung fanden diese Tätigkeiten mit der Wirtschaftskrise ab Ende 1929. Sie zeigte die Notwendigkeit, stärker zukunftsorientiert zu denken und die Zukunftsvorstellungen in konkrete Planzahlen zu überführen.[4] Daneben wurde die permanente Überwachung der Zielerreichung wichtig. Diese Aufgaben existierten auch in einzelnen Großunternehmen in Deutschland bereits vor dem zweiten Weltkrieg – nur nicht unter dem Namen Controlling.[5] Der Aufschwung an Controllerstellen erfolgte dann in Deutschland ab etwa 1960. Die Notwendigkeit eines Controllings entstand um diese Zeit durch den zunehmenden Wettbewerb auf gesättigten Märkten: er führte zu sinkenden Margen, die eine stärkere Wirtschaftlichkeitskontrolle erforderten. Weiterhin änderte sich die Organisations- und Führungsstruktur: weg von der verrichtungsorientierten und zentralisierten hin zu einer divisionalen und stärker dezentralen.[6]

Mit der Internationalisierung von Unternehmen nahm die Komplexität der Unternehmenssteuerung weiter zu. Im internationalen Umfeld wirken besondere „Störfaktoren“, wie Wechselkursschwankungen, kulturelle Unterschiede und ähnliches. Sie erfordern spezifische Controllinginstrumente.[7] Das internationale Controlling entstand dann im Wesentlichen parallel zur zunehmenden Internationalisierung der Wirtschaft nach 1950, wenn auch einzelne Instrumente früher entwickelt wurden. Dazu zählt bspw. die Berücksichtigung unterschiedlicher Inflationsraten in mehreren Ländern im Rahmen der Bilanzierung.[8]

1.2Von den Schwierigkeiten, Controlling zu definieren

Zahllos sind die Versuche, Controlling überzeugend zu definieren und ein Konsens scheint nicht in Sicht. Vielmehr existieren sehr konträre Ansichten über Charakter und Nutzen des Controllings. Sie reichen von der Gleichsetzung des Controllings mit der (Meta-)Führung bis hin zur völligen Negierung seiner Notwendigkeit.[9] Die Ursachen des Meinungsstreits liegen nach unserer Auffassung in folgenden Punkten:[10]

  • Sprachliche Verwirrung und Begriffsvielfalt: Unterschiedliche Autoren verwenden oft auch unterschiedliche Theorien und Methoden. Zwangsläufig kommt es zu Unterschieden in den Begriffen. [11] Nicht immer wird auch zwischen der institutionellen Sicht (Controller als Ausführender von Controllingaufgaben) und der funktionalen Sicht (Controlling als Summe von Aufgaben) getrennt.[12]
  • Modische Strömungen, „Überhöhung“ des Controlling-Konzepts: Gerade in praxisorientierten Veröffentlichungen findet man immer wieder „hegemoniale“ Bestrebungen: Controlling verleibt sich andere Aufgabenfelder ein wie das externe Rechnungswesen oder technische Steuerungsaufgaben. Andere übertragen Controlling auf nicht-wirtschaftliche Organisationen und andere Fachgebiete. Hierzu zählen wir bspw. das Kirchen-Controlling[13] oder Überlegungen zu „Controlling und Postmoderne“[14].
  • Fehlende wissenschaftliche Begründung und praktische Bewährung: Manche Autoren ersetzen Definitionen einfach durch Auflistungen von Aufgaben, was sicher nicht weiterhilft. Controlling muss aber, um Ernst genommen zu werden, wissenschaftlich begründet sein und praktisch auch relevant sein.

Im Gegensatz zum Controlling ist beispielsweise beim externen Rechnungswesen keine derartige Diskussion über Wesen und Zweck des jeweiligen Konzepts erkennbar. Wenn es auch Unterschiede in den theoretischen Diskussionen zu Jahresabschlusszielen und Fragen der adäquaten Gewinnermittlung gibt[15], so ist doch eine große Übereinkunft zwischen Wissenschaft und Praxis über die wesentlichen Aufgaben und Abgrenzungen vorhanden. Meinungsunterschiede in Detailfragen stellen nicht das gesamte Rechnungswesen infrage, wie es teilweise bei Controlling-Diskussionen vorkommt. Wir sehen hier in Bezug auf das Controlling die folgenden, tiefer reichenden Gründe für diesen Unterschied: (1) Controlling lässt sich empirisch nicht direkt beobachten. Nur Aufgaben und Instrumente können empirisch erhoben werden. (2) Die empirisch messbaren Aufgaben und Instrumente lassen sich in ganz unterschiedliche Controlling-Konzeptionen einbauen. Sie allein liefern kein Argument für oder gegen eine bestimmte Controlling-Konzeption. [16] Noch deutlicher gesagt: Nur den Blick auf die Praxis zu werfen, kann niemals zu einer Controllingtheorie führen. Aus forschungsmethodischer Sicht muss zunächst eine Controllingtheorie vorhanden sein, die dann empirisch zu testen ist. (3) Im Vergleich zum externen Rechnungswesen blickt die praktische Controllingtätigkeit nicht auf eine lange Tradition und damit Reifung zurück und kann nicht mit entsprechenden Normierungen durch Gesetze und Standards aufwarten.[17]

Aus dem oben Genannten und aus Sicht der Betriebswirtschaftstheorie muss ein Controlling-Konzept folgenden Anforderungen genügen:[18]

Details

Seiten
388
ISBN (ePUB)
9783800657872
ISBN (PDF)
9783800657872
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (März)
Schlagworte
Controlling strategisches Controlling Verrechnungspreise Währungsumrechnung wertorientiertes Controlling

Autor

  • Robert Rieg (Autor:in)

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